Landesspecial WS 05/2013 - page 8

Menschen in Thüringen
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Wer den Traum von der großen internationalen Karriere träumt, der muss schon zeitig die
Grundlagen dafür legen. Ein Studium an einer der renommierten Universitäten der Welt, wo-
möglich gar einen Abschluss, so etwas macht sich gut, wenn man einmal das ganz große Rad
drehen will. Aber wie geht so etwas für einen Thüringer Abiturienten? Es geht, aber der Weg
dahin ist hart. Er führt über das so genannte IB Diplom, auch internationales Abitur genannt.
Startschuss für internationale
Karriere fällt in Weimar
Das International Baccalaureate Diplo-
ma, so der vollständige Name, ist ein in-
ternational anerkannter Bildungsab-
schluss, der von der International
Baccalaureate Organisation vergeben
wird, die in Genf ansässig ist. Sie be-
treibt weltweit. 3.500 Schulen. Eine da-
von ist die Thuringia International
School in Weimar.
An ihr lernen derzeit rund 280 Schüler
aller Altersgruppen. Über 400 hätten
hier Platz. In den letzten Jahren ist aus
dem alten Schulgebäude in Plattenbau-
weise durch grundlegende Sanierung
und Anbau ein modernes und gut aus-
gestattetes Schulhaus geworden. Hinter
dieser erfolgreichen Entwicklung steht ein Träger-
verein, dem die Stadt Weimar, die Landesentwick-
lungsgesellschaft (LEG) und die Thüringer Aufbaubank
sowie verschiedene Großunternehmen angehören.
Damit ist dann auch schon der Hintergrund beschrie-
ben, vor dem die Schule in den 1990er-Jahren ent-
stand. Der Impuls kam vom damaligen Ministerpräsi-
denten Bernhard Vogel. Ziel war es, mit der Schule
einen Standortfaktor zu schaffen, der Thüringen für in-
ternationale Großunternehmen attraktiver machen
soll. Aber nicht nur das: Auch Führungskräfte weltweit
tätiger Firmen können ihre Kinder hier anmelden und
bekommen so die Garantie, dass diese auch bei einem
beruflichen Umzug ins Ausland nach einheitlichen
Kriterien weiter beschult werden können. Mitarbeiter
von Firmen wie Bosch, Schott oder M3 nutzen diese
Chance bereits. Aber auch Kinder von
Akademikern mit Flüchtlingsstatus aus
arabischen Ländern lernen hier.
Besuchen kann man diese Schule be-
reits ab dem Vorschulalter. Das ist viel-
leicht auch ganz sinnvoll, denn der
komplette Unterricht findet auf Eng-
lisch statt. Entscheidend für das IB Dip-
lom sind die letzten beiden Jahre nach
Ablegen der Mittleren Reife. An staatli-
chen deutschen Schulen würde man
von der gymnasialen Oberstufe spre-
chen. Der Lehrplan – der übrigens an
allen internationalen Schulen weltweit
gleich ist – sieht vor, dass die Schüler
sechs Fächer aus mindestens fünf ver-
schiedenen Themenbereichen wählen.
Darüber hinaus muss jeder IB-Diploma-
Schüler eine Facharbeit (Extended
Essay) und den Kurs „Theory of Know-
ledge“ absolvieren, der kritisches und
internationales Denken anregen soll.
Wie gesagt: Alles auf Englisch.
Außerhalb der Schulzeit müssen die
Schüler außerdemmindestens 150 Stun-
den „Creativity, Action, Service – CAS“
bescheinigt bekommen, in denen sie
sich an sportlichen, künstlerischen und
gemeinnützigen Aktivitäten beteiligen,
wie etwa Sozialarbeit im Altersheim.
Die Leistungsfeststellung erfolgt übri-
gens nach einem Punktsystem. Anders
als im deutschen Abitur sind sieben
Punkte die Höchstpunktzahl (excellent).
Zum Bestehen (pass) reichen vier Punk-
te. Für den Aufsatz, die Denkschule und
die außerschulische Arbeit sind weitere
drei Punkte zu erhalten, die Maximal-
punktzahl liegt also bei 45. Im Schnitt
erreichen IBO-Absolventen eine Punkt-
zahl von 30. Kleiner Ansporn: Wer auf
die englischen Elite-Unis Oxford oder
Cambridge will, sollte als Mindest-
punktzahl 38 – 40 Punkte im IB-Diplom
mitbringen.
Text: Torsten Laudien, Foto: ThIS
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