Landesspecial WS 05/2013 - page 7

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ten gekommen ist“. Später lud ihn sogar
der tadschikische Komsomol als offi-
ziellen Gast ein, damit er und sein Part-
ner die „höchste Straße“ des Sozialis-
mus“ mit dem Rad bezwingen konnten.
Ständig mehr als 4.000 Meter hoch in
eigentlich gesperrtem Gebiet.
Als Gebhardt nach der Wende die Kün-
digung auf den Tisch flatterte, hatte er
schnell die Idee, sein Hobby zum Beruf
zu machen. Wenn jemand etwas über
Fahrradtechnik wusste, dann er. Also
wollte er ein Buch darüber schreiben.
Fünf Jahre sollte das dauern, hatte ihm
der damalige Tourist Verlag avisiert.
Kurz darauf machte er Bekanntschaft
mit einem Vertreter des Moby Dick Ver-
lags aus Hamburg, der seinerseits einen
Radwanderführer über die DDR heraus-
bringen wollte. Gebhardt heuerte als
Autor an, das Buch erschien nur wenige
Monate nach dem ersten Gespräch am
1. Juli 1990. 13.500 Exemplare wurden
davon verkauft – viele unter Gebhardts
tätiger Mithilfe. Unterdessen war er
nämlich als Außendienstler bei Mifa
eingestiegen und vertrieb gleichzeitig
Fahrrad-Literatur an die Fachhändler.
Seine Gewerbegenehmigung dafür trägt
noch das Siegel der inzwischen unter-
gegangenen DDR.
Der Kontakt zu Moby Dick blieb lange
erhalten. „Die waren einfach fair“, wie
Gebhardt heute noch anerkennt. Für sie
und andere verkaufte Gebhardt alle
Arten von Literatur, die Freizeitradler
gebrauchen konnten. Die Umsätze stie-
gen zwar, aber Gebhardt fühlte, dass da
noch etwas geht.
Durch Zufall traf er auf einen Karto-
grafen – und damit auf einen Kataly-
sator für seine Geschäftsidee. Der konn-
te zwar Karten herstellen, wusste aber
nicht, was am Markt gefordert war. Das
wiederum wusste Gebhardt nur allzu
gut. Die Geburtsstunde des Verlages
Grünes Herz hatte geschlagen. Seit
1992 sind über 120 Wanderkarten,
Fahrradkarten, Gewässerkarten, Frei-
zeitkarten, Ortspläne und Reiseführer
für die Urlaubsgebiete von Kap Arkona
auf Rügen bis zum Rennsteig in Thü-
ringen erschienen. Von den meisten Re-
gionen gibt es Karten mit unterschied-
lichen Maßstäben und Nutzerprofilen
sowie Reiseführer. Deren Texte hat Lutz
Gebhardt nicht selten selbst verfasst.
Inzwischen gehören mit dem Demmler
Verlag Wustrow und dem in Thüringen
recht renommierten Rhino Verlag zwei
weitere Verlage zum „Grünen Herz“,
Verlage, die Regionalia, Bildbände, Bio-
grafien und anderes im Programm ha-
ben. Für die Verlagsgruppe betreibt
Gebhardt sogar ein eigenes kleines Lo-
gistikzentrum gleich neben dem eben-
falls kleinen aber feinen Verlagsge-
bäude.
Neben seiner Verlegerkarriere pflegt
Lutz Gebhardt sein Hobby natürlich
weiter. Jedes Jahr nimmt er eine große
Tour unter die schmalen Pneus. In Afri-
ka und Asien war er, die Anden hat er
überquert, denn im Hochgebirge fährt
er am liebsten. „Mit jeder Tour werden
mehr Wünsche geweckt, als Sehnsüchte
befriedigt“, sagt er und spricht von sei-
nen nächsten Plänen. Die Westküste der
USA und die Osttürkei will er unbedingt
noch beradeln.
Seine verlegerischen Pläne sind buch-
stäblich etwas kleiner. Gerade sind sie-
ben neue Bände der so genannten
„Kleinen Rhinos“ erschienen, einer Art
Bibliothek für die Westentasche. Zu den
Neuerscheinungen gehören Büchlein,
die sich gerade in Thüringen blendend
verkaufen. Das Kleine Thüringer Kloß-
buch gehört dazu, ebenso wie das Klei-
ne Skatbuch. Natürlich darf auch ein
Buch über Luther, seine Weisheiten und
Lebensstationen nicht fehlen. Für das
Bändchen Mit Bauernregeln durch das
Jahr hat Gebhardt sogar wieder einmal
selbst zur Feder gegriffen.
Wenn jemand also fest im Sattel sitzt,
dann Dr. Lutz Gebhardt. Als Radsportler
wie als Verleger.
.
Drei Neuerscheinungen aus der „Westentaschen-Bibliothek“ des Rhino-Verlags
.
Text, Fotos: Torsten Laudien
Menschen in Thüringen
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