Landesspecial WS 05/2013 - page 49

Ernährungswirtschaft
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Die so genannten ’68er-Jahre gelten gemeinhin als Jahre des Aufbruchs. Und so war das Jahr
1968 in Thüringen auch ein Jahr des Aufbruchs in eine neue Kloß-Epoche. Es schlug die
Geburtsstunde der maschinellen Herstellung von Kloßmasse. Die ZBE [Zwischenbetriebliche
Einrichtungen, d.R.] Kartoffellagerhaus Heichelheim, Kartoffellagerhaus Andisleben und der
VEB Thüringer Früchtekonservierung Greußen schlossen sich zum Zwecke der Produktion
von Kloßmasse zusammen. In Heichelheim und etwas später auch in Andisleben wurden die
Kartoffeln geschält und die Kloßmasse hergestellt. Mit Kühlfahrzeugen wurde diese dann
zum Frosten nach Greußen gefahren. Später frostete man auch in Heichelheim. Damit war
der Grundstein für die heutige Kloßmanufaktur Heichelheim gelegt.
Thüringer Klöße: Regionale
Produkte von hoher Qualität
Kloßliebhaber können heutzutage
durchaus und ohne Bedenken auf das
mühselige Reiben der rohen Kartoffeln
verzichten, wenn sie ihren Einkauf im
Supermarkt bewusst tätigen. Thüringer
Hersteller, wie „Heichelheimer“, oder
„Emmi’s“ haben es sich zur Aufgabe ge-
macht, qualitativ hochwertige soge-
nannte Convenience-Produkte herzu-
stellen und zu vermarkten.
So finden sich in den Kühlregalen und
Tiefkühltruhen vieler Supermärkte Er-
zeugnisse wie Kloßteige mit und ohne
Bröckchen, rohe Kartoffelmasse aber
auch fertige Klöße, wie die Sonntags-
klöße, Kartoffelklöße und Grünen Klö-
ße. Auch Hersteller aus anderen Ge-
genden bieten Kloßmasse für Klöße
Thüringer Art an.
Dabei legen die Thüringer Produzenten
Wert darauf, dass der Verbraucher mit
gleichbleibend hoher Qualität versorgt
wird, die er vom Feld bis hin zum Pro-
duzenten nachvollziehen kann. Die
Heichelheimer zum Beispiel drucken
auf jede Verpackung ihrer Sonntags-
klöße den Landwirt, das Feld, die Sorte
und den Weg, den die Kartoffel vom
Feld bis zu Verarbeitungsbetrieb ge-
nommen hat. Transparenter geht es
nicht. Wer es ganz genau wissen will,
kann diesen Kartoffel- oder Kloßweg
anhand der Daten auf der Verpackung
unter
exakt
nachvollziehen.
Das moderne „Reinheitsgebot“
für Thüringer Klöße
Übrigens verarbeiten die Heichelheimer
ausschließlich Kartoffeln, die auf
Thüringer Feldern groß geworden sind
und das Thüringer Kartoffelsiegel tra-
gen. Das ist fast so etwas wie ein Rein-
heitsgebot. Insofern ist so ein Thüringer
Kloß aus der Tiefkühltruhe oder dem
Kühlregal auch wirklich ein Thüringer
Kloß. Denn: Thüringer Klöße sind ohne
Thüringer Kartoffeln undenkbar.
So ein Sonntagskloß besteht nicht aus
irgendwelchen Kartoffeln, es müssen
mehligkochende, sehr stärkehaltige,
gelbfleischige Kartoffeln sein. Die
wachsen am besten auf den lehmhalti-
gen Lößböden Thüringens. Farbstoffe
und Zusatzstoffe kommen dadurch erst
gar nicht in die Klöße.
Und: Klöße und Kloßmasse werden in
Thüringen industriell nur zwischen Sep-
tember und etwa Ostern hergestellt.
Danach sei die Qualität der Kartoffeln
für die Produktion nicht mehr ausrei-
chend. In der Saison wird allerdings gut
vorgearbeitet und in Kühlhäusern ein-
gelagert, damit es in den Supermärkten
niemals zu Engpässen kommt. Merke:
Ein Sonntag ohne Klöße verlöre viel
von seiner Größe!
Text: Torsten Laudien, Foto: Gebhardt
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