Landesspecial WS 05/2013 - page 34

Personal & Fachkräfte
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Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig und der Geschäftsführer der Landes-
entwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) Frank Krätzschmar haben Anfang September das
neue „Welcome Center Thuringia“ direkt gegenüber dem Erfurter Hauptbahnhof eröffnet.
Damit verfügt der Freistaat jetzt über eine zentrale Anlaufstelle für ausländische Fach- und
Arbeitskräfte, die in Thüringen arbeiten oder eine Ausbildung aufnehmen möchten – aber
auch für Unternehmen, die ausländische Fachkräfte einstellen wollen.
Thüringen pflegt
Willkommenskultur
„Angesichts des wachsenden Fach-
kräftebedarfs braucht Thüringen künf-
tig auch qualifizierte Zuwanderer aus
dem Ausland“, sagte Machnig zur Eröff-
nung. Diese sollen vom Welcome Cen-
ter dabei unterstützt werden, in Thürin-
gen schnell Fuß zu fassen. „Zugleich
wollen wir damit einen Beitrag zur Ver-
besserung der Willkommenskultur und
für ein weltoffenes Thüringen leisten.“
Das Welcome Center ist bei der Thü-
ringer Agentur für Fachkräftegewin-
nung (THAFF) der LEG Thüringen ange-
siedelt und startet mit zunächst fünf
Mitarbeitern. Die Finanzierung der
Thüringer Agentur für Fachkräftegewin-
nung aus Mitteln des Europäischen
Sozialfonds und des Landes wird dafür
zunächst bis Ende 2014 um 550.000
Euro aufgestockt. Zu den Aufgaben des
Welcome Centers gehören die persönli-
che Beratung und Information zu Arbeit und Leben in
Thüringen, unter anderem durch eine Hotline und re-
gelmäßige Sprechstunden; die Zusammenarbeit mit
Behörden und zuständigen Stellen etwa bei Einreise-
und Aufenthaltsfragen; die Vermittlung von Ansprech-
partnern in Thüringen; die Organisation von Fallkon-
ferenzen bei schwierigen Problemlagen; die Unter-
stützung der mitziehenden Familien; Hilfestellung bei
der Suche nach Wohnraum; Unterstützung bei
Stellensuche und im Bewerbungsprozess.
Thüringen hat mit diesem Welcome Center bundes-
weit eine Vorreiterrolle übernommen. „Wir sind das
erste Bundesland mit einer solchen Einrichtung. Wenn
wir Erfolg haben, werden alle anderen nachziehen.
Diesen Vorsprung müssen wir jetzt nutzen“, sagte
LEG-Geschäftsführer Krätzschmar dem Wirtschafts-
spiegel mit Blick auf die sich anbahnende Konkur-
renzsituation zwischen den Wirtschaftsräumen in
Deutschland in Bezug auf ausländische Fachkräfte.
Die Arbeit wird durch einen Beirat begleitet, der mit
Vertretern relevanter Partner und Insti-
tutionen besetzt wird – darunter Minis-
terien, Kommunen, Kammern, Gewerk-
schaften und Verbände.
Der Thüringer Ausländeranteil ist mit
2,3 Prozent der zweitniedrigste in ganz
Deutschland. Bundesweit liegt der
Ausländeranteil bei 9,1 Prozent. Im-
merhin: Der Anteil ausländischer Stu-
dierender an Thüringer Hochschulen
hat sich seit 2000 verdoppelt und lag
im Wintersemester 2011/2012 bei acht
Prozent. „Ein weltoffenes und interna-
tionales Klima ist heute ein Stand-
ortfaktor – für Unternehmen ebenso
wie Fach- und Arbeitskräfte aus aller
Welt“, ist sich Wirtschaftsminister
Machnig sicher.
Das Welcome Center hat eine interes-
sante Vorgeschichte, die auch einiges
über die Zusammenarbeit von Wis-
senschaft und Politik in Thüringen aus-
sagt. Eine international besetzte Gruppe
von Studierenden der Willy-Brandt-
School an der Universität Erfurt hatte
im Frühjahr 2013 eine Analyse zu den
Hürden für Zuwanderung in Thüringen
vorgelegt. Ergebnis: Die Willkommens-
kultur in Thüringer Behörden, Insti-
tutionen und Unternehmen ist zu
schwach ausgeprägt. Zuvor hatte sich
bereits auf Initiative des Wirtschafts-
ministeriums eine „Thüringer Initiative
Willkommenskultur“ gegründet, deren
erstes Ziel die Umsetzung eines
Welcome Centers war. Die Arbeit der
Studenten wurde in diesen Prozess in-
tegriert. Das Welcome Center seiner-
seits ergänzt und flankiert weitere po-
sitive Initiativen zur Gewinnung
ausländischer Fachkräfte etwa der IHK
Erfurt, der IHK Südthüringen und der
Thüringer Stiftung für Bildung und be-
rufliche Qualifizierung.
Text und Foto: Torsten Laudien
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